Hintergrundinformationen

Autoren, Zitate und bibliogafische Nachweise

Station 1: Erschaffenes Leben

1.„Geschaffen hast Du uns zu Dir, und ruhelos ist unser Herz, bis dass es seine Ruhe hat in Dir.“

Augustinus, Confessiones. Bekenntnisse [I,1]. Lateinisch und deutsch. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Joseph Bernhart. München 1955, 4. Auflage 1980, S. 13; Augustinus, Bekenntnisse. Confessiones. Aus dem Lateinischen übersetzt von Joseph Bernhart. Herausgegeben von Jörg Ulrich. Frankfurt am Main / Leipzig 2007, S. 9. Aurelius Augustinus (354 – 430) Aurelius Augustinus ist ein großer abendländischer Kirchenlehrer. Er hat nicht nur das theologische Denken der christlichen Spätantike geprägt, sondern hat mit seinem umfangreichen Schrifttum jahrhundertelang Theologen und Philosophen Europas maßgeblich beeinflusst, nicht zuletzt auch den Erfurter Augustinermönch und Reformator Martin Luther. In den autobiographischen Betrachtungen seiner heute wohl bekanntesten Schrift, der „Confessiones“ („Bekenntnisse“) [397/398], bezeugt er in einem tiefschürfenden Gespräch mit Gott seinen langen Weg der Sinnsuche von den Irrtümern und Sünden seiner Jugend bis zu seiner Erkenntnis der göttlichen Wahrheit. Für die europäische Geschichtsphilosophie ist Augustins Hauptwerk „De civitate Dei“ („Vom Gottesstaat“) [413 – 426] mit seiner zielgerichteten Vorstellung vom Ablauf der Weltgeschichte zwischen Schöpfung und Weltgericht und dem hier herrschenden Kampf zwischen dem Gottesstaat und dem Erdenstaat von einer kaum zu überschätzenden Wirkung gewesen (siehe Station 4 Ewiges Leben).

2.„O Erde, Erde, Stern aller Sterne durchzogen von den Spuren des Heimwehs, die Gott begann.“

Die Verse stammen aus dem Gedicht „Chor der Sterne“ (entstanden Sommer 1946) aus der Sammlung „In den Wohnungen des Todes“ (erschienen 1947, entstanden ab Sommer 1943).

Nelly Sachs, Gedichte 1940 – 1950. Hrsg. von Matthias Weichelt. Berlin 2010 (Nelly Sachs, Werke. Kommentierte Ausgabe in vier Bänden. Hrsg. von Aris Fioretos, Band I), S. 39. Nelly Sachs (1891 – 1970) In ihrer Lyrik verarbeitet die jüdische Dichterin die traumatischen Schreckensjahre des Holocaust, dem sie 1940 mit ihrer Flucht aus Berlin nach Stockholm nur knapp entkam. Ihr Werk steht unter dem Einfluss der jüdischen und christlichen Mystik. Im Schicksal des jüdischen Volkes erblickt sie das Symbol für die Gefährdung der Menschheit. 1966 erhielt Nelly Sachs den Literaturnobelpreis.

Station 2: Erlöstes Leben

3.„Wie es dem allmächtigen Gott gefallen hat, den Menschen zu schaffen, so hat es Ihm auch gefallen, den zu erlösen, der auf Ihn vertraut.“

Hildegard von Bingen, Das Buch vom Wirken Gottes. Liber divinorum operum [III,2,9]. Neuübersetzung aus dem Lateinischen von Mechthild Heieck. Einführung von Sr. Caecilia Bonn OSB. Herausgegeben von der Abtei St. Hildegard, Rüdesheim / Eibingen. Beuron 2012 (Hildegard von Bingen, Werke Band VI), S. 302.
Hildegard von Bingen (1098 – 1179) Die Benediktinerin Hildegard von Bingen, 2012 von Papst Benedikt XVI. zur (vierten!) Kirchenlehrerin ernannt, gehört zu den großen Frauengestalten des europäischen Mittelalters. Mit ihrer visionären Kraft, ihrer kosmischen Schau, ihrem naturkundlich-medizinischen Wissen, ihrer musikalisch-poetischen Begabung und ihrem Reformeifer, den auch ihr Briefwechsel mit Päpsten und Königen bekundet, ist diese Theologin, Anthropologin und Ethikerin von einem Format, von dem die modischen Vereinnahmungen durch die zeitgenössische Esoterik nichts wissen. (In Szene 4 der Gmünder Staufersaga hatte Hildegard als Prophetin ihren eindrucksvollen Auftritt.)

4.„Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“

Goethe, Faust II, 5. Akt, Vers 11936-37. Johann Wolfgang von Goethe, Faust. Texte. Herausgegeben von Albrecht Schöne. Frankfurt am Main 1994, S. 459. Zu dieser Stelle vgl. Goethe, Faust. Kommentare von Albrecht Schöne, Frankfurt am Main 1994, S. 800f.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) In Frankfurt am Main als Sohn des vermögenden Juristen und Kaiserlichen Rates Johann Kaspar Goethe geboren, ist Johann Wolfgang von Goethe der überragende Vertreter eines in der europäischen Kultur, besonders der Antike (Italienische Reise 1786 – 1788), verankerten Weltbürgertums. In seiner Dichtung spiegeln sich während der mehr als sechs Jahrzehnte seines Schaffens die in Europa sich vollziehenden sozialen und kulturellen Umbrüche. Sein Hauptwerk ist der „Faust“. Die Freundschaft mit Schiller (1794 – 1805) in Weimar inspirierte seine Arbeit.

Station 3: Gereiftes Leben

5.„Richte dein Augenmerk auf dich selbst, und wo du dich findest, da lass von dir ab; das ist das Allerbeste.“

Meister Eckart, Traktat 2: Reden der Unterweisung 3. In: Meister Eckart, Werke II. Texte und Übersetzungen. Herausgegeben von Niklaus Largier. Frankfurt am Main 1993, 1.341, Zeile 33f. Meister Eckart (um 1260 – 1328)
Meister Eckart ist ein bedeutender deutscher Mystiker. In Erfurt trat er in den Dominikanerorden ein, studierte in Köln (vielleicht noch bei Albertus Magnus), lehrte in Paris und Köln, war Provinzial der neugegründeten Ordensprovinz Saxonia und betreute von Straßburg aus die 65 dominikanischen Frauenklöster. 1326 eröffnete der Kölner Erzbischof gegen ihn ein Inquisitionsverfahren. Papst Johannes XXII. verurteilte in Avignon, wo Eckart seine Rechtgläubigkeit verteidigte, nach dem Tod des Mystikers Sätze seiner Schriften als häretisch. Zu Eckarts Grundgedanken gehört die Lehre von der Selbsterkenntnis als Voraussetzung der Gotteserkenntnis. In der Selbstreflexion erfährt der Mensch seine Nichtigkeit, wird demütig, überwindet, zur „Gelassenheit“ gekommen, sein Ich-Sein und gelangt so zur Einheit mit Gott.

6.„Das Leben habe ich erst lieben gelernt, seitdem ich weiß, wofür ich lebe.“

Das Zitat stammt aus dem Brief an den polnischen Philosophen Roman Ingarden vom 19. Juni 1924, den Edith Stein aus dem Dominikanerinnenkloster St. Magdalena in Speyer schrieb, wo sie 1923 – 1931 Lehrerin war. Edith Stein, Briefe an Roman Ingarden 1917 – 1938. Einleitung von Hanna-Barbara Gerl. Anmerkungen von Maria Amata Neyer O.C.D. Freiburg / Basel / Wien 1991 (Edith Steins Werke Band XIV), Freiburg 1991, S. 156.
Edith Stein (1891 – 1942) Die Tochter eines jüdischen Breslauer Kaufmanns war Schülerin und Assistentin des Philosophen Edmund Husserl. 1922 konvertierte sie nach Jahren der Sinnsuche zum Katholizismus, trat 1933 in den Karmel in Köln ein und floh nach der Reichspogromnacht 1938 in den holländischen Karmel von Echt. Als Karmelitin trug sie den Namen Teresia Benedicta a Cruce („die vom Kreuz Gesegnete“). In der Nachfolge Christi fand sie eine neue Beziehung zu ihren jüdischen Wurzeln. 1942 wurde die christlich-jüdische Ordensfrau verhaftet. Dabei sagte sie zu ihrer Schwester Rosa: „Komm, wir gehen für unser Volk.“ Zusammen mit ihrer Schwester wurde sie im KZ Auschwitz ermordet. 1987 wurde sie selig, 1998 heilig gesprochen und 1999 zur Patronin Europas erklärt.

Station 4: Ewiges Leben

7.„Dann werden wir stille sein und schauen, schauen und lieben, lieben und loben. Das ist’s, was dereinst sein wird, an jenem Ende ohne Ende.“

Aurelius Augustinus, Vom Gottesstaat [XXII, 30]. Aus dem Lateinischen übertragen von Wilhelm Thimme. Eingeleitet und kommentiert von Carl Andresen, 2 Bände. München 1977/ 78 (dtv 6087/ 88), 2007 (dtv 34393), S. 835. Augustinus (354 – 430), siehe Station 1 Erschaffenes Leben.

8.„Was kann der finden, der Dich verliert? Und der verlieren, der Dich gefunden hat?“

Ibn ‘Atā’ ‘Allāh al-Iskandarī, Bedrängnisse sind Teppiche voller Gnaden. Übersetzt und eingeleitet von Annemarie Schimmel. Freiburg im Breisgau 1987 (Texte zum Nachdenken 1508), S. 106, 26; Annemarie Schimmel, Dein Wille geschehe. Die schönsten islamischen Gebete. Kandern im Schwarzwald 1992, 5. Auflage 2004, S. 28.
Ibn ‘Atā’ ‘Allāh al-Iskandarī (um 1252 – 1309) Der in Alexandrien geborene und in Kairo verstorbene große islamische Philosoph, Mystiker und Sufi (Anhänger des Sufismus, einer asketisch-spirituellen Strömung im Islam) schuf mit seinen „Worten der Weisheit“ ein Handbuch des geistigen und seelischen Lebens. Seine klangvollen Aphorismen schenken den Gläubigen der islamischen Welt Trost und Mut im Wissen um Gottes Nähe gerade in den dunkelsten Momenten des Lebens. Im meditierenden Nachvollzug der kurzen Texte vermag der Leser den wahren Sinn seines Lebens zu entdecken und auf diesem Wege zu einer mystischen Gotteserfahrung zu gelangen, in der seine eigenen Wünsche gegenstandslos werden.

Station 5: Erfülltes Leben

9.„Wo Liebe ist und Weisheit, da ist nicht Furcht noch Unwissenheit. Wo Ruhe ist und Betrachtung, da ist nicht Aufregung und unsteter Geist.“

Franz von Assisi, Ermahnungen, Kapitel 27, 1 u. 4. In: Franziskus-Quellen. Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seinen Orden im Auftrag der Provinziale der deutschsprachigen Franziskaner, Kapuziner und Minoriten herausgegeben von Dieter Berg und Leonhard Lehmann. Kevelaer 2009, S. 54. Franz von Assisi (1181 / 82 – 1226) Der intelligente und lebenslustige Sohn eines reichen Tuchhändlers von Assisi erfährt nach einer Krankheit und Lebenskrise seine Bekehrung und verzichtet 1206 auf das väterliche Erbe. 1210 zieht er mit seinen ersten Gefährten nach Rom, wo Papst Innozenz III. Die erste Ordensregel für ein Leben in Armut bestätigt. Der besonders in den Städten sich rasant ausbreitende Orden – das Gmünder Franziskanerkloster wird noch zu Lebzeiten des Franziskus gegründet – schafft eine neue religiöse Kultur, in der die Nachfolge Christi integriert ist in ein Leben in Armut für die Armen und in die Wertschätzung und Bewahrung der Schöpfung (vgl. den „Sonnengesang“ des Franz von Assisi und die ihm von der Legende zugeschriebene Vogelpredigt, die in Szene 7 der Staufersaga zur Aufführung kam).

10.„Denn nichts Endliches, nicht die ganze Welt kann eine Menschenseele befriedigen, in der das Bedürfnis nach dem Ewigen sich regt.“

Sören Kierkegaard, Entweder – Oder. Zweiter Teil: Das Gleichgewicht des Ästhetischen und des Ethischen in der Ausbildung der Persönlichkeit. In: Kierkegaard, Philosophische Schriften. In der Übersetzung von Christoph Schrempf, Wolfgang Pfleiderer und 476. Gottsched. Frankfurt am Main 2007, S. 476. Sören Kierkegaard (1813 – 1855) Das jüngste von sieben Kindern wuchs in einem strengen pietistischen Elternhaus auf. Der hochbegabte Sohn eines unter schweren Schuldgefühlen leidenden dominanten Vaters, der bei Kierkegaards Geburt bereits 57 Jahre alt war, arbeitete in seinen Schriften zeitlebens die vom familiären Bußeifer seiner Kindheit geprägte Daseinsweise auf. In seinen Werken („Furcht und Zittern“, 1843; „Der Begriff Angst“, 1844; „Die Krankheit zum Tode“, 1849) analysierte er, häufig von Depressionen heimgesucht, aus einer religiösen Perspektive heraus die Themenkreise von Angst, Schwermut und Schuld. Der Theologe und Philosoph, der sich selbst als religiösen Schriftsteller verstand und als „Sokrates der Christenheit“ sah, trat 1854 aus der dänischen Staatskirche aus, der er, wie auch den übrigen christlichen Kirchen, in ihrem Triumphalismus eine Missachtung der biblischen Nachfolge des leidenden Christus vorwarf. In seinem ersten großen Werk, „Entweder – Oder“ (1843), stellt er die ästhetische Existenz mit ihrem fremdbestimmten Selbstgenuss der ethischen Lebensform des selbstbestimmten Individuums gegenüber, das sich in freier Wahl für das Sittliche und damit für das Ewige im Menschen entscheidet. Als Wegbereiter des Existentialismus übte Kierkegaard im 20. Jahrhundert großen Einfluss aus auf Philosophen (Jaspers, Heidegger, Sartre), Theologen (Barth, Bultmann, Guardini) und Schriftsteller (Ibsen, Strindberg, Rilke, Kafka).

Station 6: Befreites Leben

11. „Das Freisein von etwas erfährt seine Erfüllung erst in dem Freisein für etwas. Freisein allein um des Freiseins willen aber führt zur Anarchie.“

Dietrich Bonhoeffer, Gedanken zu William Paton, The Church and the New Order 1941. In: Dietrich Bonhoeffer, Werke Band 16. Konspiration und Haft 1940 – 1945. München 1996, S. 540.
Dietrich Bonhoeffer (1906 – 1945) Der evangelische Theologe – auslandserfahrener Pastor, profiliertes Mitglied der Bekennenden Kirche und aktiver Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus – wurde als sechstes von acht Geschwistern in einer gro.bürgerlichen Familie geboren (der Vater war der Berliner Psychiater und Neurologe Karl Bonhoeffer, geb. 1868 in Neresheim). Die ganze Familie und ihr Freundeskreis erwiesen sich von Anfang an als immun gegenüber Hitler und dem Antisemitismus. Ein christlicher Antijudaismus welcher Schattierung auch immer war den Bonhoeffers fremd. Die nationalsozialistische Judenverfolgung war für Dietrich Bonhoeffer denn auch das entscheidende Motiv, mit allen Mitteln auf die Beseitigung Hitlers hinzuarbeiten. Auf Vermittlung seines Schwagers Hans von Dohnanyi engagierte er sich mit seinen Auslandskontakten aus der noch jungen ökumenischen Bewegung in der Widerstandsgruppe um Admiral Canaris und Generalmajor Oster. Im April 1943 wurde Bonhoeffer von der Gestapo verhaftet und ins Militärgefängnis Berlin-Tegel eingeliefert. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 war seine Widerstandstätigkeit nicht mehr zu verbergen. Aus dem Gestapo-Gefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße schickt er am 19. 12. 1944 als Weihnachtsgruß an seine Braut, seine Eltern und seine Geschwister das berühmte, später als Kirchenlied vertonte Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“. Am 9. April 1945 wurde er im KZ Flossenbürg / Bayerischer Wald durch den Strang hingerichtet. Bonhoeffer, den man auch als evangelischen Heiligen bezeichnet hat, zählt zu den großen deutschen Theologen des 20. Jahrhunderts. Die stärkste Wirkung ging aus von den beiden nach seinem Tod erschienenen Werken „Ethik“ (1949) und „Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft“ (1951).

12.„Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei und würd’ er in Fesseln geboren.“

Friedrich Schiller, Die Worte des Glaubens (1797), Vers 7f. In: Friedrich Schiller, Gedichte. Herausgegeben von Georg Kurscheidt. Frankfurt am Main 1992 (Friedrich Schiller, Werke und Briefe in zwölf Bänden, Band 1), S. 13. Vgl. Kommentar S. 854f.
Friedrich Schiller (1759 – 1805) Schiller wurde in Marbach am Neckar als Sohn eines Wundarztes und einer Gastwirttochter geboren. Die Tätigkeit des Vaters als württembergischer Werbeoffizier führte die Familie für ein paar Wochen nach Schwäbisch Gmünd und dann für drei Jahre nach Lorch, wo Schiller die Elementarschule besuchte – eine von ihm als paradiesisch erinnerte Zeit seines Lebens. Sein Wunsch, Pfarrer zu werden, wurde durch den Befehl des Herzogs Karl Eugen vereitelt, der ihn zum Eintritt in seine Militärakademie zwang. Zum Regimentsmedicus ausgebildet, konnte er von Stuttgart nach Mannheim fliehen. Von nun an lebte Schiller ganz seinen historischen, philosophischen und ästhetischen Interessen, die in zahlreichen Abhandlungen, Dramen und Gedichten ihren Niederschlag fanden. Seine legendäre Freundschaft mit Goethe in Weimar bildet den Höhepunkt der deutschen Klassik. Enger als Goethe ist er den Ideen der Aufklärungsphilosophie des 18. Jahrhunderts und besonders Kant verbunden. Die Freiheit und Autonomie des Menschen ist das bleibende Thema des enthusiastisch-pathetischen Dichters.

 

Station 7: Liebesnwertes Leben

13. „Der Himmel, der kommt, grüßt schon die Erde, die ist, wenn die Liebe das Leben verändert.“

Evangelisches Gesangbuch. Antworten finden in alten und neuen Liedern, in Texten und Bildern. Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Württemberg. Stuttgart 1996, Nr. 153, S. 331: Der Himmel, der ist, ist nicht der Himmel, der kommt, Strophe 5.
Kurt Marti (geb. 1921) Der in Bern geborene Schweizer Pfarrer, Lyriker, Erzähler und Essayist, dessen Mitschüler am Gymnasium Friedrich Dürrenmatt war, studierte evangelisch-reformierte Theologie in Bern und Basel. Im Paris der Nachkriegszeit war er ökumenischer Kriegsgefangenenseelsorger. Seine letzte Pfarrstelle war von 1961 bis 1983 an der Nydeggkirche in Bern. Theologisch inspiriert wurde der engagierte Prediger und kritische Literat außer von Karl Barth auch von Dorothee Sölle. An Marti, der ein Christentum vor Augen hatte, das sich sachkundig und mutig in die Politik einmischte (Atomwaffen, Atomkraftwerke, Vietnam, Entwicklungspolitik, Ökologie), schieden sich die Geister. Von den einen verketzert, wurde er von den anderen vielfach ausgezeichnet und geehrt. Sein literarischer Ruhm beruht auf seinen Gedichten mit ihrer Fülle von formkünstlerischen Experimenten und raffiniert pointierenden Wortspielen. Einige der religiösen Gedichte des protestantischen Dichterpfarrers haben Eingang ins kirchliche Liedgut gefunden.

14.„Das höchste Glück des Lebens liegt in der Überzeugung, dass m an geliebt wird, geliebt um seiner selbst willen, besser gesagt, geliebt trotz seines Selbst.“

Es steht in Victor Hugos Roman „Les Misérables“ (dt. „Die Elenden“), Paris 1862, Erster Teil: Fantine, Fünftes Buch, Kap. 4 und lautet dort: Le suprême bonheur de la vie, c’est la conviction qu’on est aimé; aimé pour soi-même, disons mieux, aimé malgré soi-même.
Victor Hugo (1802 – 1885) Der romantisch-realistische Schriftsteller zählt zu den markanten Persönlichkeiten der französischen Literatur. Seine berühmtesten Werke, beide mehrfach verfilmt, sind „Der Glöckner von Notre-Dame“ („Notre-Dame de Paris“, 1831) und „Die Elenden“ („Les Misérables“, 1862). Letzteres, ein breit angelegtes, sozial motiviertes Sittengemälde, verurteilt im Gewand eines Liebes- und Abenteuerromans die Ungerechtigkeiten der zeitgenössischen Gesellschaftsordnung.